Resilienz: Die Entdeckung der Resilienz-Faktoren
Jedem Menschen fällt im Laufe seines Lebens auf, wie unterschiedlich Freunde, Familienmitglieder, Kollegen etc. mit dem Verarbeiten von Schicksalsschlägen, Niederlagen oder auch einfach auch allgemeinen Situationen umgegangen wird. Die Ursache dafür liegt in der differenziellen Resilienz-Fähigkeit der einzelnen Personen. Die Resilienz des Individuums hängt mit den unterschiedlichen Resilienz-Faktoren zusammen. Die Psychologin Emmy Werner war die Erste, die Resilienz als individuelle Fähigkeit entdeckte. Aufbauend auf die Forschungsergebnisse wurden später bestimmte Resilienz-Faktoren benannt. Dieser Blog-Artikel gibt eine Übersicht zum Thema Resilienz-Faktoren.
Definition der Resilienz
Das Wort Resilienz stammt aus dem Lateinischen und heißt dort resilire, was abprallen und zurückspringen bedeutet. Unter dem Begriff der Resilienz verstehen wir die Fähigkeit des Individuums, mit Stress umzugehen, auch sich zu regenerieren und neues Verhalten aufgrund des Lernens an der auslösenden Situation zu integrieren. Es ist vereinfacht ausgedrückt die Abwehrfähigkeit der menschlichen Psyche und Seele.
Ist Resilienz erlernbar?
Resilienz ist nach heutigem Forschungsstand hauptsächlich angeboren. Wissenschaftler sind darüber uneinig, inwieweit Resilienz „erlernt“ oder „trainiert“ werden kann. Manche behaupten, dass es kaum möglich wäre, die Resilienz-Fähigkeit zu beeinflussen, andere entwickeln Methoden und Werkzeuge, um genau das zu erreichen. Der Mediziner Ullrich Strunz bringt mit seinem Titel „Das-Stress-weg-Buch“ zusätzlich noch die Versorgung des Körpers mit Mikronährstoffen ins Spiel.
Forschungen von Emmy Werner
Die Psychologin Emmy Werner, geboren 1929, führte auf der hawaiianischen Insel Kauai eine Langzeitstudie durch. 698 Kinder wurden ab 1955 für 40 Jahre von ihr begleitet. Grundsätzlich fand Werner heraus, dass die Mädchen und Jungen, die mit schwereren Startbedingungen wie Armut, niedrigere soziale Schicht, nicht intaktes Elternhaus etc. zu kämpfen hatten, meistens eine negativere Entwicklung hinsichtlich akademischen Abschlusses, beruflichem Werdegang, psychischer und physischer Gesundheit zeigten als Kinder, die in einer gesunden Umgebung aufwuchsen. Beachtenswert war allerdings in dieser Studie, dass ein Drittel der Probanden, die den genannten ungünstigen Faktoren ausgesetzt waren, sich trotzdem zu stabilen, bindungsfähigen und glücklichen Erwachsenen entwickelten. Diese Kinder werden aus heutiger Sicht als sehr resilient beschrieben.
Resilienz-Faktoren
- Selbstbewusstsein
- Kontaktfreude
- Gefühlsstabilität
- Optimismus
- Handlungskontrolle
- Realismus
- Analysestärke
Selbstbewusstsein: Darunter verstehen wir die Fähigkeit des resilienten Menschen, sich seiner selbst bewusst zu sein, sich anzunehmen, zu akzeptieren und an sich selbst zu glauben. Selbstbewusstsein bedeutet auch, die Opferrolle abzulegen und die volle Verantwortung für sich selbst – das eigene Leben – zu übernehmen.
Kontaktfreude: Resiliente Menschen haben Freude am Aufbau und an der Pflege von sozialen Kontakten. Sie scheuen nicht davor zurück, sich mit anderen Menschen über sich, ihr Leben und ihre Probleme auszutauschen, können Rat und Hilfe annehmen und profitieren allgemein von der Existenz in einem gesunden sozialen Netzwerk.
Gefühlsstabilität: Menschen, die resilient sind, sind nicht so schnell einem Orkan der Gefühle ausgesetzt, lassen sich also nicht so leicht aus der Bahn werfen. Sie haben außerdem die Fähigkeit, die Perspektive eines Beobachters einzunehmen und ihre Gefühle wahrzunehmen, zu beobachten und zu analysieren. Sie sind dadurch in der Lage aktiv ihre Emotionen und deren Entstehung zu begreifen und aktiv etwas daran zu ändern.
Optimismus: Der positive Blick in die Zukunft und das Nicht-Verallgemeinern von negativen Umständen und Erfahrungen sorgen ebenso für Resilienz. Optimismus lässt Personen zukunftsorientiert weitermachen und entkräftet Erlebnisse, die mit Nieder- oder Rückschlägen verbunden sind.
Handlungskontrolle: Resiliente Menschen unterliegen nicht ihren Impulsen oder handeln aus Affekten heraus. Sie können sich zurückhalten, innehalten, reflektieren und überdenken und sind nicht ihren Gefühlen ausgesetzt. Diese Menschen unterliegen nicht dem Wunsch der sofortigen Bedürfnisbefriedigung, sondern können impulsives Verlangen aufgrund eines lohnenderen Ziels in der Zukunft zurückstellen.
Realismus: Mit dieser Eigenschaft ist die Fähigkeit gemeint, dass Ziele von resilienten Menschen realistisch sind. Sie sind weder unerreichbar und utopisch noch so niedrig gesetzt, dass der Leistungsanreiz entfällt. Personen mit diesem Merkmal können sich selbst, ihre Fertigkeiten, die äußeren Umstände und Bedingungen sehr gut (realistisch) einschätzen.
Fazit
Inwieweit ein Mensch mit Stressoren im Außen umgehen kann, ist zum einen mit seinen Startvoraussetzungen verknüpft, die er nicht beeinflussen kann. Zum anderen gibt es Faktoren, die ein Individuum besonders resilient machen. Diese heißen Resilienz-Faktoren. Viele Mediziner, Psychologen und Wissenschaftler sind der Meinung, dass Menschen an der Ausprägung ihrer Resilienz-Faktoren arbeiten können. Dafür gibt es spezielle Übungen, Trainings, Methoden und Werkzeuge, die in weiteren Blog-Artikeln behandelt werden. Ansonsten kannst du dich in unserer Fachbuch-Auswahl belesen. Hier haben wir interessante Titel zusammengestellt, bei denen sicher das eine oder andere spannende Werk für dich dabei ist.